Hier möchten Experten Ihnen die Regionen vorstellen, in denen unsere Mitgliedsvereine und wir zu Hause sind. 

Der Vogelsberg - Erika Müller

 

Heftiger Vulkanismus hat im Tertiär (65 – 2,5 Mio. J.) das größte zusammenhängende Vulkangebiet Europas hervorgebracht. Heiße Gase explodierten, aus den Kratern quollen vulkanische Schmelzen und erstarrten zu Basalt. Glutlawinen und Aschenströme wälzten sich bis in’s Rhein-Main-Gebiet.

 

Bizarre Felsformationen, Schlote, Geröllhalden und Hochmoore prägen heute die Landschaft. Von den höchsten Erhebungen, dem Taufstein (774 m), dem Hoherodskopf und dem Geiselstein ziehen Bäche und Flüsse in reizvollen Tälern strahlenförmig hinunter in die Ebenen.

 

Auf dem Basaltverwitterungsboden breitete sich später Buchenwald aus, Teil eines riesigen Waldgebietes, das bereits Tacitus „Buchonia“ nannte. Der steinige Boden und das rauhe Mittelgebirgsklima waren nicht geeignet, jungsteinzeitliche Siedler anzulocken. So blieb es bei dem i.J.1964 entdeckten „Feuersteinacker von Stumpertenrod“, einem Siedlungsplatz aus dem Mesolithikum.(8000-5500) Recht lebhaft ging es dagegen an den Nordrändern des Vogelsbergs zu, wo Jäger und Sammler umherstreiften. Hier, wo qualitätvoller Quarzit ansteht, belegt ein breites Fundspektrum die Anwesenheit des früh- und mittelpaläolithischen Menschen.(700 000 – 40 000)

 

Zeugnisse der Bronzezeit (1500 – 750) sind die zahlreichen Hügelgräber auf Kuppen und an Quellen, unerforscht und wohlbehütet in den Wäldern – in der damals waldarmen Landschaft weithin sichtbare Zeugen eines geheimnisvollen Totenkultes.

 

Erst im Frühmittelalter begann eine planmäßige Siedlungstätigkeit mit Ortsgründungen an den Flussläufen entlang aufwärts, wie Endigungen der Ortsnamen auf -bach,-dorf und –hausen belegen. Aus der Wetterau kommend legten im 6./7.Jhdt die Iroschotten erste Spuren des Christentums. Im J.754 zog der Trauerzug mit dem toten Bonifatius auf der Rechten Nidderstraße durch den südlichen Vogelsberg von Mainz nach Fulda.

 

Im 13. und 14. Jhdt. wurden die meisten der noch heute bestehenden Orte gegründet, kenntlich an den Endigungen –rod und –hain. Es wurde getöpfert, geschmiedet und gewebt. In den Wäldern rauchten die Meiler der Holzköhler. Viele Siedlungen sind inzwischen verschwunden und wüstgefallen. Die verwunschenen, oft waldbedeckten Stellen entziehen sich dem Auge des Betrachters. Doch ihre Lage offenbart sich in Flurbezeichnungen, Mauerresten, Keramikscherben und Pflanzenbewuchs. Markant geblieben sind dagegen die Fundamente und Ruinen so mancher kleinen Dorfkirche, die als Kirchenstumpf an mittelalterliche Frömmigkeit und gotische Architektur erinnert.

 

Aus der Wetterau kommend, durchquerten reisende Kaufleute den Vogelsberg.

 

Nur mit viel Glück, Mut und Gottvertrauen konnten sie auf den „Kurzen Hessen“ über Grünberg und Alsfeld unbeschadet die Wartburgstadt Eisenach erreichen.

 

 

 

Einflussreicher Adel wie z.B. die Schencken zu Schweinsberg, die Ziegenhainer Grafen, die Riedesel zu Lauterbach und die Grafen zu Solms – Laubach, errichteten im Spätmittelalter Burgen, Schlösser und ländliche Herrensitze mit Parkanlagen und Gärten. Die meisten sind in Privatbesitz, einige laden mit stilvollen Restaurants zum Verweilen ein.

 

Im 17.Jhdt. entwickelt sich eine reiche Fachwerkarchitektur. Bauernkaten werden zu wahren Schmuckstücken. Nahezu jedes Dorf bekommt seine eigene Fachwerkkirche, ausgestattet mit Bauernmalerei und Holzschnitzerei im Stil der Volkskunst, eine Fundgrube für jeden Volkskundler.

 

In den abgeschiedenen Gegenden, wo man in und mit der Natur lebte, wo Natur oft als unheimlich und bedrohlich empfunden wurde, entstanden Sagen und Legenden. Versunkene Glocken, die Weiße Frau, Heinzelmännchen und Elfen, der Wilde Reiter und der Werwolf bevölkern eine unsichtbare Welt, von der auch heute noch erzählt wird. Heimatvereine und kleine regionale Museen bewahren das kulturelle Erbe.

 

Im 21. Jhdt. präsentiert sich der Vogelsberg als grüne Mitte Hessens. Buchenwald, Quellen und Brunnen, Mühlen, sanft geneigte Hänge von Hecken eingefasst , Stufenraine und Felsgestein aus grauem Basalt formen das typische Bild der Landschaft. Mit Wander – und Radwegen wird das Konzept eines sanften Tourismus’ umgesetzt So bietet z.B. der „Naturpark Hoher Vogelsberg“ (Schotten) etwa 200 themenbezogene Wandertouren mit zertifizierten Führern an. Das auf Nachhaltigkeit setzende Tourismuskonzept trägt dazu bei, die weitgehend naturbelassene Landschaft mit ihren vielfältigen Sehenswürdigkeiten der Bevölkerung zu erschließen und denen zu erhalten, die nach uns kommen. (mü)

Die Wetterau  Georg Werckmeister  / Eckhardt Riescher

wurde schon früh , 1552, von Erasmus Alberus gelobt, Einige Zeilen aus seiner "kurzen Beschreibung der Wetterau" belegen dies:

"Die Wetterau ist neun Meil Wegs lang und breit, reicht in die Länge von Gelnhausen bis an Castel diesseit Mainz am Rhein gelegen. In die Breit aber von Gießen bis gen Seligenstadt. Es ist aber die Wetterau von GOTT reichlich gesegnet, denn da wächst gut Weizen, schöne Roggen, Gersten, Habern, Erbeyßen, Flachs und guter Wein und dess mehr dann sie bedürfen, können auch die Nachbarn, so in ihrem Lande nicht Getreids genug haben, mit Getreid reichlich versehen. Man brauet auch ziemlich gut Bier in der Wetterau, als zu Nidda, Butschbach, Laubach, Hohweissel, Gießen, Grünberg, Frankfurt etc.

Es ist eine gesunde Luft im Lande, auch gute, beide Süße und Sauerbrunnen. Grün Fleisch guts Kaufs ist genug im Lande, desgleichen gute Fische. Dann in der Wetterau sind sechs namhaftiger Wasser, der Main, die Lahn, die Kintz', die Nidder, die Nidda (fleußt durch die Stadt Nidda hin) und Wetter, danach das Land den Namen hat, dazu viel ander kleiner Wasser, so aus den Bergen springen, darinnen Forellen, Kreßen, Koben, Krebs, Grundeln und Irlitzen sind. Da ist gute gesunde Weide für das Viehe. Da sind sehr viele Gänse, Enten, Hühner, Tauben etc. Es sind im Lande viel schöner Garten, darinnen köstlich und mancher Art Obst wächst, als Äpfel, Birn, Quidsam, Pfersinge, Spillinge, Pflaumen, Kirschen, Welschnüsse, Haselnüsse. Im Lande wachsen Hirnbeern, Erdbeern, Heidelbeern, Maulbeern, Wacholderbeern etc. An etlichen Orten wachsen auch Castaneen und Mandeln."


Aus moderner Sicht beschreiben Herr Werckmeister, 1. Vorsitzender des Vorstands der VfH, und Herr Riescher, Mitglied des Vorstands der VfH, die Wetterau wie folgt:

Die Wetterau ist eine Region der Superlative! Sie ist ein Gebiet wo sich Natur- und Kultur- Liebhaber gleichermaßen wohl fühlen können!

Die Voraussetzungen:

Die zentrale Lage in Europa, Deutschland und Hessen

Die geologischen und biologischen Voraussetzungen

Das milde Klima

Der gute Boden

Der Artenreichtum von Flora und Fauna

Sein Wasserreichtum

haben dafür gesorgt, dass die Wetterau heute die größte archäologische Fundstelle Europas ist.

Die „goldene Wetterau“ wurde auch bezeichnet als „Schatzkästlein des deutschen Reiches“ und „Land der Fülle und der Gnade“.

Seit der Steinzeit ist sie die dicht besiedeltste Region in Europa. Hier verfertigten schon vor 500.000 Jahren Menschen ihre Steinwerkzeuge, und in der Jungsteinzeit siedelten sich die ersten Ackerbauern an. Die Kelten hatten Fürstensitze, und die Römer gaben dem Limes für diese Kornkammer eigens eine Ausbuchtung. Für die Christianisierung war die Wetterau ein Dreh- und Angelpunkt. Bonifatius letzte Reise, von Mainz nach Fulda, führte durch diese Region. Franken und Staufer haben dieses Gebiet zum Königsland (terra imperii) entwickelt. Im Dreißigjährigen Krieg musste diese „Kornkammer des römischen Reiches“, wie sie Tilly bezeichnete, für ihren Reichtum teuer bezahlen, die Wetterau im Besonderen wurde zum „Durchzugsland“. Über 100 Jahre mussten vergehen, bis die gröbsten Spuren beseitigt waren. Im 18. und 19. Jh. wurde die Wetterau wieder, aber diesmal friedlich, Treffpunkt der Welt. Die Zeit der Bäder, mit Brunnen und Kliniken von Weltruf, sorgten für einen Imagewandel. Zusammen mit der Förderung und dem Vertrieb von Mineralwasser ist die Wetterau die trinkwasserreichste Region der Welt.

Wetterau, Vogelsberg und Kinzigtal sind ein „Paradies der Lebensräume“. Hier findet man Salzwiesen wie am Meer, Wacholderheiden wie auf der Alb oder der Lüneburger Heide und im Vogelsberg eine alpine Flora.

Jedes Jahr sind es Millionen die unsere Region für einen kurzen Stopp nutzen, die hier „auftanken“ und immer wieder hierher zurückfinden. Sie schätzen unsere Region oder können sich so viele Zugvögel irren?


Das Kinzigtal Christian Vogel

Das Kinzigtal ist eine außergewöhnlich geschlossene Landschrift, die mit dem Leitfluss Kinzig in der Mitte auf drei Seiten von hohen Wasserscheiden begrenzt wird und mit der vierten an den Main stößt. Anders als in der Regel dargestellt wird, wurde das Tal erst im Spätmittelalter zur Durchgangs-  landschaft, als modernere Verhältnisse tief gelegene Straßen ermöglichten. Vorher nutzte der Durchgangsverkehr nach Osten vor allem die rechts vom Fluss am Hang des Vogelsbergs verlaufende Reffenstraße. Wenn im ersten Jahrtausend vor Christus Kelten vor allem im mittleren Kinzigtal präsent waren, dann wegen des dort betriebenen Erzabbaus. Später haben die Römer sich damit begnügt, das Mündungsgebiet der Kinzig durch den Limes in ihr Reich einzubeziehen. Ein großes Sumpfgebiet an den Grenzen des Reiches konnte so effektiver kontrolliert werden.

Die fränkische Landnahme hat dann tiefer ins Kinzigtal ausgegriffen, auch wenn das obere Tal noch länger Grenzgebiet war. Deswegen hat hier auch das Bistum Würzburg bis Schlüchtern vordringen können, während das übrige Kinzigtal zum Erzbistum Mainz gehörte. Lange Zeit lag in Schlüchtern mit der dortigen Benediktinerabtei das einzige Kloster des Kinzigtals. Im Hochmit- telalter kam hinzu die große Prämonstratenserabtei Selbold, die übrigen acht Klöster des Kinzigtals sind Gründungen des Spätmittelalters. Die Reformation überstanden hat am Ende nur das noch heute als Franziskanerkloster bestehende Kloster in Salmünster.

Der Aufstieg des Kinzigtals wird greifbar in der Zeit der Staufer, die in Gelnhausen Pfalz und rasch aufblühende Reichsstadt gründeten. Bei den zahlreichen Aufenthalten der Stauferkaiser war Gelnhausen glanzvoller Mittelpunkt Deutschland. Seither blieb der Durchgangsverkehr aus dem Rhein-Main-Gebiet bis Gelnhausen im Tal, um eine Zeit lang noch von dort aus die Höhe zu gewinnen und bald ganz im Tal zu bleiben. Wenn Geln- hausen auch die im 13. Jahrhundert erreichte Stellung nicht halten konnte, so blieb es doch seither ein wichtiger Durchgangsort an der Straße von Frankfurt nach Leipzig. Dass die Zeiten politisch über das Reich hinweggingen, zeigt sich aber drastisch im Verlust der vollen Selbständigkeit Gelnhausens als freie Reichsstadt.

Eigentlich gehörte das Kinzigtal als Vorland des Spessarts zum natürlichen
Einflussgebiet der Mainzer Erzbischöfe, die den Spessart dominierten. Nach- dem das Reich ihre Stellung im Kinzigtal entscheidend geschwächt hatte, konnten sie es aber bei der Ausbildung von Landeshoheiten zu Beginn des Spätmittelalters nicht mehr zur Vorherrschaft im Kinzigtal bringen. Das Erzstift blieb lediglich links des Flusses in größeren Ausläufern präsent.

Auch die Reichsabtei Fulda wurde auf ein paar Außenposten im oberen Kinzigtal zurückgedrängt. Diese Gebiete blieben in der Reformation katho- lisch. Im mittleren Kinzigtal konnten eine schon zur Zeit der Staufer errungene Stellung bis zum Ende des Alten Reiches behaupten die Nachfolger der Herren von Büdingen, die Grafen von Ysenburg, denen es - hauptsächlich rechts des Flusses – gelang, ein geschlossenes Ländchen zu schaffen. In Langenselbold, Meerholz und Wächtersbach lagen später drei ihrer Grafen- schlösser. Territoriale Vormacht im Kinzigtal werden sollte eine ursprünglich kleine Dynastie aus Niederdorfelden an der Nidder, die zu einer glanzvollen Stellung aufstieg und nach ihrem Wegzug von Windecken nach Hanau schließlich den Namen Grafen von Hanau annahm. Ihr gelang es dank außer- ordentlicher Zähigkeit, im unteren Kinzigtal um Hanau (mit einem Ausläufer an Gelnhausen vorbei bis hinauf in den Spessart) sowie im oberen Kinzigtal um Steinau und Schlüchtern zwei ziemlich geschlossene Herrschaftsbereiche zu schaffen. Eine Brücke zwischen beiden zu schlagen gelang allerdings nicht. Die gräfliche Residenz und Festung Hanau lief aber bald Gelnhausen – das zudem in Hanauer Pfandbesitz geriet - den Rang ab, Als 1736 auf den letzten
Grafen von Hanau der Landgraf von Hessen-Kassel gefolgt war, gehörte das Kinzigtal zum Einflussbereich einer deutschen Mittelmacht.

Es war daher nur natürlich, dass bei der Neuordnung Deutschlands im Zuge des Wiener Kongresses fast das gesamte Kinzigtal dem neuen Staate des Kurfürsten von Hessen-Kassel unterstellt wurde. Nur Bayern als Nachfolger von Kurmainz ragte jetzt noch bis Aufenau in das Tal hinein, musste aber ebenfalls weichen, als 1866 das Kurfürstentum Hessen von Preußen einver- leibt wurde. Fast ein Jahrhundert hat danach das gesamte Kinzigtal zu Preußen gehört, bis es 1946 im neuen Land Hessen aufgegangen ist. Zunächst blieben noch die drei im 19. Jahrhundert gebildeten Landkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern, deren Grenzen noch stark den poli- tischen Grenzen im Heiligen Römischen Reich entsprachen. Seit 1972 ist das
gesamte Kinzigtal im neu geschaffenen Main-Kinzig-Kreis zusammengefasst, der seinen Sitz inzwischen nach Gelnhausen verlegt hat.

Seit dem späten Mittelalter war die Straße von Frankfurt durchs Kinzigtal nach Leipzig eine der großen Straßen Deutschlands. Napoleon ist auf ihr mehrfach mit seinen Heeren durchgezogen. Der Durchgangsverkehr förderte die Entstehung einer Reihe von städtischen Siedlungen entlang der Straße und brachte wirtschaftlichen Aufschwung. Es war aber auch aktive Wirt- schaftspolitik der Grafen von Hanau, die den Anstoß dazu gab, dass aus Hanau ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum geworden ist. So entstand eine blühende Region. Einer ihrer Söhne, Philipp Reis aus Gelnhausen, hat das Telefon erfunden. Aber auch im Geistesleben sind Söhne des Kinzigtals her- vorgetreten, allen voran der erste deutsche Romanschriftsteller Grimmels- hausen und die Brüder Grimm.

 

 

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